In menschlichen Händen


die Handaufzucht

Eichhörnchen sind, bedingt durch ihren schnellen Stoffwechsel und ihren geringen Entwicklungstand zum Zeitpunkt der Geburt, sehr empfindliche Tiere. Die Handaufzucht erfordert Know-how, Hygiene und eine Menge Disziplin.

Bei der medizinischen Versorgung oder dem nächtlichen Füttern ist kein Aufschub erlaubt.

Findelkinder kommen im Alter von wenigen Stunden bis hin zu 7 oder 8 Wochen in die Auffangstation. Je nach Alter ist eine unterschiedliche Versorgung notwendig.

Eichhörnchen vertragen nur ganz bestimmte Sorten von Aufzuchtmilch, um ohne langfristige Defizite das Erwachsenenalter zu erreichen.

Baby Eichhörnchen squirrel

Zur höheren Akzeptanz und um Lungenentzündungen zu vermeiden, werden zur Fütterung Spritzen mit Silikonaufsätzen verwendet.

Für unterschiedliche Altersgruppen und zur Quarantäne werden diverse Boxen, Käfige und Medikamente gebraucht.

Fast alle Tiere haben schon einen längeren Leidensweg hinter sich. Einige sind seit Tagen auf der Suche nach Hilfe unterwegs. Sie benötigen Flüssigkeit, Wärme und oft bedingt durch Stürze oder Angriffe von Beutegreifern, medizinische Versorgung.

Baby Squirrel Eichhörnchen

 

Auch wenn die Tiere auf den ersten Blick fit aussehen, ist permanente Aufmerksamkeit gefordert. Wildtiere bilden Krankheitssymptome erst sehr spät aus. Hier ist ein gutes Auge und schnelle Reaktion gefragt, um den Tieren rechtzeitig die richtige Hilfe zukommen  zu lassen.


Die Bedürfnisse

Am Anfang steht der Flüssigkeitshaushalt. Bevor die Tiere ihre erste Nahrung in Form von Milch oder festem Futter bekommen, wird der Flüssigkeitshaushalt korrigiert. Milch ist keine Flüssigkeit sondern Nahrung!

Der Urin ist permanent zu kontrollieren, bevor es mit der eigentlichen Aufzucht losgehen kann.

Ab der 5. Woche wird Festfutter in Form von Zwieback oder weichen Nüssen angeboten. Die unteren Schneidezähne brechen schon nach 7 bis 10 Tagen durch, die oberen pünktlich zur Futterumstellung.

 

Eine falsche Fütterung kann mittelfristig zu Zahnfehlstellungen und damit zum Tod der Tiere führen.

 

Aber die Natur hat sich bei all dem etwas gedacht. Die Tiere wissen ganz genau, was ihnen wann bekommt und was ihr Körper benötigt. Wir müssen nur lernen die Tiere zu lesen und ihnen das Benötigte bereit zu stellen.


Das Ziel

Eichhörnchen erfreuen sich ungemeiner Beliebtheit. Aber es sind keine Kuschel- oder womöglich Haustiere. So niedlich und anhänglich die Tiere in den ersten Wochen sind, mit 8 bis 9 Wochen wird kein ungeübter Haushalt den Anforderungen der Tiere gerecht! Zwingt man sie weiterhin atypisch in menschliche Gesellschaft, werden die Tiere aggressiv oder krank.

Mit einer durchdachten Vorbereitung auf ein Leben in Freiheit ist die Auswilderung der Tiere kein Problem und sie können erfolgreich ein Leben als Wildtier in einer adäquaten Umgebung führen.

Eichhörnchen Baby Findelkind squirrel

Schlechter Start

Eichhörnchen leben in einem risikoreichen Umfeld. Auch wenn die Teenager sich schon sehr geschickt auf Bäumen oder an Wänden bewegen können: der Weg dahin ist steinig.

Abstürze sind häufig, Kiefer- oder Knochenbrüche und Abschürfungen oder Augenverletzungen die Folge.

verletztes Eichhörnchen wounded squirrel

Hier ist oft Kreativität gefragt, da die bewegungsfreudigen Tiere nicht immer dankbar für die Behandlung sind.

medical Treatment Eichhörnchen Gipsarm

Hinzu kommen alle Erkrankungen des Magen-/Darmtraktes, ähnlich wie bei Kaninchen.

Aber auch Infektionskrankheiten durch Unterkühlung, Löcher und Bisswunden durch Beutegreifer oder dramatische Unterernährung durch den Verlust des Muttertieres sind typische Auffindsituationen.

Im Sommer machen Fliegen den Tieren zu schaffen. Ist ein Tier ermattet, legen Fliegen ihre Eier im Fell der Tiere ab. Schlüpfen die Maden, ist eine Behandlung schwierig und oft zu spät. Deshalb müssen die Fliegeneier so schnell als möglich abgesammelt werden.

 

Wir können nicht allen helfen, oft kommen die Tiere viel zu spät oder zu schwer verletzt zu uns, aber wir kämpfen so lange um die Tiere, solange wir nur einen Funken an Hoffnung auf Heilung haben.

Bei all unseren Rettungen behalten wir jedoch immer unser Ziel im Auge:

 

ein Wildtier lebensfähig in die Freiheit zu entlassen.



"Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem.

Marie von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916), österreichische Schriftstellerin